Solidaritätsaktion „2for1“ Charity Aktion

Heute am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen gab es ein paar Turbulenzen im Textilgeschäften von H&M. Es tauchten viele Menschen mit H&M Gutscheinen „2for1“ auf und mussten feststellen, dass sie diese nicht einlösen konnten. Genauso wenig wurde das Verspechen auf den Gutscheinen von H&M eingelöst, gemäss ihrer Firmenphilosophie Verantwortung zu übernehmen und mit dem Erlös der Charityaktion die streikenden Textilarbeiter_innen zu unterstützen. Kund_innen konnten in vielen Kleidungsstücken Informationszettel finden, dass sie von Textilarbeiter_innen für 9 Cent die Stunde, an 14 Stunden Tagen und 6 Tagewochen hergestellt wurden. Auf dem nach hause Weg konnten sie Transpis mit Solidaritätbekundungen für die streikenden Frauen in Bangladesh bewundern.

Und kein Ende in Sicht…Am 25. November ist Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen. Ein Blick in die Welt bestätigt seine Aktualität ? jedes Jahr wieder.

Am 25. November 1960 tauchen am Fuße eines Felsens der dominikanischen Küste drei Frauenleichen auf. Es handelt sich um die drei Schwestern Patria, Minerva und Maria Teresia Mirabal, bekannt für ihre Tätigkeiten im Widerstand gegen die Diktatur Rafael Trujillos. Trujillo, ab 1930 Präsident der Dominikanischen Republik, unterwarf das Land dreißig Jahre lang einem autoritären und rassistischen Regime. Die als ‚Las Mariposas‘ (Die Schmetterlinge) bekannten Systemgegnerinnen waren auf seinen Befehl hin überfallen und ermordet worden. Vor diesem Hintergrund greifen 20 Jahre später lateinamerikanische und karibische Feministinnen den 25. November als Gedenktag für Gewalt gegen Frauen, aber auch deren Widerstand auf. Fast noch einmal 20 Jahre später, 1999, erklären die Vereinten Nationen den 25. November durch die Resolution 54/134 zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen.

Seither wird der 25. November an unterschiedlichsten Orten von unterschiedlichsten Menschen auf unterschiedlichste Weise als Gedenk- und Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt gegenüber Frauen begangen.

Auch in diesem Jahr werden Frauen aus den verschiedenen Teilen der Welt die Öffentlichkeit für das Thema Gewalt gegen Mädchen und Frauen sensibilisieren. Auf vielen Dächern werden wieder die 2001 von ‚Terre des Femmes‘ entwickelten Fahnen mit der Aufschrift ‚Frei leben? ohne Gewalt‘ wehen, die der Menschenrechtsorganisation für Frauen und Mädchen zufolge mittlerweile zu einem wichtigen Medium der Öffentlichkeitsarbeit für Frauenrechte geworden sind. Und in vielen Ländern werden Aktivistinnen zu Demonstrationen,Kundgebungen,  Vorträgen,  Filmvorführungen und Konzerten anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen aufrufen und einladen. In Zeiten, in denen die Familienministerin besonderes Engagement in eine aktivere Männerpolitik investiert und Studien veröffentlicht werden, denen zufolge Männer häufiger Opfer von Gewalt sind als Frauen (so die von der evangelischen Kirche in Auftrag gegebene Studie ‚Männer  die ewigen Gewalttäter?‘ von Peter Döge, die nebenbei bemerkt –  jede Differenzierung geschlechtsspezifischer Gewaltformen vermissen lässt), muss wieder einmal die Notwendigkeit des 25. Novembers begründet werden. Sie muss legitimiert werden durch die Benennung von dem, was eigentlich nicht immer wieder benannt werden muss, da es bekanntermaßen Tag für Tag hier und da vielen Frauen zustößt Gewalt. Unterschiedliche Formen von Gewalt, die letztlich nur wie aneinandergereihte Worthülsen erscheinen, wenn man schreibt: Nach wie vor sind Frauen und Mädchen in starkem Maße von Zwangsprostitution, sexualisierter Gewalt, Vergewaltigung, häuslicher Gewalt, Diskriminierung, Zwangsheirat, Beschneidung, Zwangsabtreibung weiblicher Föten, Frauenmord, spezifischer Armut, etc. betroffen. Diese Worthülsen werden auch nicht gefüllt von Zahlen, die üblicherweise das Ausmaß der Gewalt anzeigen sollen und hinter denen die Einzelnen und ihre persönlichen Erfahrungen verblassen. Wenn zu lesen ist, dass in Deutschland jede dritte Frau einmal in ihrem Leben Opfer von psychischer, körperlicher oder sexualisierter Gewalt wird, dann verschwinden hinter dieser Zahl nicht nur die Geschichten der Einzelnen, sondern auch die komplexen Zusammenhänge unterschiedlicher Gewaltverhältnisse. So zum Beispiel die Besonderheiten und Wechselwirkungen der identitären Aspekte Geschlecht, Ethnizität, Herkunft, Klasse, Sexualität, Religion, politische Identität, etc., die maßgeblich Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen beeinflussen.  Auch können Zahlen nicht die strukturelle Gewalt ausdrücken, der Frauen und Mädchen in ganz unterschiedlichem Maße ausgesetzt sind. Es muss also wieder etwas benannt werden, das sich kaum benennen lässt, ohne fast automatisch eine detaillierte Unterscheidung von Gewaltformen, komplexe gesellschaftliche Strukturen und individuelle Perspektiven zu übergehen und die Betroffenen zu viktimisieren. Und leider muss es dennoch immer wieder benannt werden, um etwas zu legitimieren, an dessen Legitimität eigentlich kein Zweifel bestehen kann: der Kampf gegen Gewalt an Frauen.

Seit April diesen Jahres haben viele tausend Textilarbeiterinnen in Bangladesch diesen Kampf aufgenommen. Frauen machen 90% aller TextilarbeiterInnen in dem südasiatischen Land aus und sind somit im Besonderen von der Gewalt betroffen, gegen die sich die Streiks und Demonstrationen richten – gegen Gewalt durch Ausbeutung; gegen Löhne, die das Existenzminimum nicht sichern können und zum Teil nicht einmal pünktlich ausgezahlt werden; gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen, die sich im Zwang zu unbezahlten Überstunden,  Arbeitstagen bis zu 14 Stunden und dem Ausbleiben von Arbeitsverträgen, Versicherungen sowie Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall oder bei Schwangerschaft ausdrücken; gegen Sicherheitsmängel in den Fabriken, die seit 2000 ca. 230 Textilarbeiterinnen das Leben gekostet haben; gegen Beschimpfungen, körperliche Gewalt, sexuelle Nötigung und Übergriffe seitens der Vorarbeiter. So berichtet Numara, Näherin aus Dhaka: „Die Frauen, die auf die Wünsche der Aufseher eingehen, bekommen mehr Lohn“. Ihre Kollegin Sami fügt hinzu: „Wenn man nicht darauf eingeht, wird man schikaniert und schlecht behandelt“.                                                                                            Nach mehreren Bränden in der Fabrik des Textilherstellers Garib&Garib, dessen Hauptabnehmer das schwedische Textilhandelsunternehmen H&M ist, begannen die Arbeitsproteste, welche im Juli ihren Höhepunkt erreichten:              Es fanden Streiks, Großdemonstrationen und Straßenblockaden statt, durch die Forderungen nach Anhebung des Mindestlohnes von 1662,50 Taka (19 Euro monatlich) auf 5000 Taka (etwa 51 Euro) und Verbesserung der Arbeitsbedingungen in die Öffentlichkeit getragen wurden. Arbeiterinnen stürmten die Fabriken und zerstörten Maschinen. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei forderten viele Verletzte und den Tod eines Arbeiters, der von den Sicherheitskräften erschossen wurde. Von Beginn an wurden die Proteste mit scharfer Repression beantwortet: Es kam zu hunderten Entlassungen und Festnahmen; gegen Tausende ist Anzeige erstattet worden und viele GewerkschafterInnen mussten abtauchen. Im Juni entzog die Regierung der Organisation Bangladesh Center for Worker Solidarity (BCWS) ihre Registrierung als NGO und ließ deren Gründerin Kalpona Akter verhaften. Als Folge der Proteste fand sich ein runder Tisch aus Regierungsvertretern, Fabrikbesitzern und Gewerkschaftern zusammen, der sich auf einen Mindestlohn von 3000 Taka (34 Euro) einigte, welcher am 28. Juli vom Arbeitsministerium verkündet wurde. Diese Entscheidung stieß bei den meisten Arbeiterinnen auf Unzufriedenheit, da ihre Forderungen nach 5000 Taka und der reellen Verbesserung der Arbeitsbedingungen unerfüllt bleiben.  Zudem ist nach wie vor zweifelhaft, ob alle Fabriken die neuen Mindestlöhne wirklich auszahlen werden. Die großen Unternehmen, die ihre Kleidung aus den Fabriken in Bangladesh beziehen, geben im Rahmen der aktuellen Entwicklung vor, Verantwortung zu übernehmen. So fordert eine Gruppe von Unternehmen (H&M, WalMart, Levis, Nike, Tchibo) höhere Löhne von den Zulieferbetrieben und spricht von Arbeitsbedingungen und Sicherheit. Gleichzeitig senken aber eben diese Einkäufer immer weiter die Bestellpreise und vergeben Aufträge an diejenigen Fabriken, die den niedrigsten Preis bieten.                                   Kalpona Akter betont die Pflicht der KonsumentInnen in den Abnehmerländern, Druck auf die Markenhersteller auszuüben: „Wir brauchen Änderungen im Hinblick auf unsere Bezahlung, im Hinblick auf Versammlungsfreiheit. Ohne Hilfe der KonsumentInnen funktioniert das nicht.“ Kalpona spricht hier einen Punkt an, der für die Auseinandersetzung mit den Protesten der Textilarbeiterinnen im Rahmen des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen, von großer Bedeutung ist: Wenn sich Frauen hier mit den Textilarbeiterinnen solidarisieren und sie im Kampf gegen Gewalt in Form von Ausbeutung, Übergriffen und Diskriminierung in den Fabriken unterstützen, dann können sie das nicht tun, ohne ihre eigene Rolle in diesem Gewaltverhältnis zu reflektieren und mit ihr umzugehen. Das bedeutet insbesondere, als westliche Konsumentinnen die großen hiesigen Markenunternehmen unter Druck zu setzen. Das heißt in letzter Konsequenz aber auch, ein System infrage zu stellen, dessen Produktionsverhältnissen Ausbeutung notwendigerweise entspringt: Kapitalismus.

 

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Willkommen

25. 11. 2010

In diesem Jahr steht im Fokus unserer Aufmerksamkeit der beispielhafte Kampf der

Textilarbeiter_innen in Bangladesch

– gegen ihre gnadenlose Ausbeutung,
– gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen,
– gegen Hungerlöhne.

Trotz extremer Gewalteinsätze von Polizei, Militär und fabrikeigenen Schlägertrupps setzen sie ihren Widerstand fort.

Solidarisieren wir uns mit den bengalischen Textilarbeiter_innen!

Was aber haben w i r damit zu tun?

H i e r verbucht H&M hundertprozentige Gewinnsteigerungen aus der extrem gewaltsamen Ausbeutung von Millionen Textilarbeiterinnen in Asien,
verbunden mit einem vermeintlich
b l ü t e n r e i n e n  Image.

Versauen wir H&M die Show!

H&M’s Botschaft „responsibility“ (Verantwortung) heißt real:

Profit maximierung auf der Grundlage von
Knochenarbeit von Millionen Frauen.

T O D-schicke Kleidung: H&M

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TV Bericht

Report Mainz:

Ausgebeutet für deutsche Billigmode?

Schwere Vorwürfe gegen Zulieferer in Bangladesch

http://www.swr.de/report/-/id=233454/nid=233454/did=4039780/80hm8d/index.html

Sendung vom 10.11.2008

Report Mainz:

Ausgebeutet für deutsche Billigmode?:

Video bei Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=femzY1MKmgU

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Streik der Textilarbeiter_innen

Dhaka 3.11.2010, Zeitungsmeldung

Bangladesch: Weiter Aufruhr in der Textilindustrie
Arbeiterinnen protestieren erneut für höhere Löhne.
Die Erhöhung des bisherigen Niedriglohnes auf 30 Euro pro Monat reicht nicht zum Leben.

30.07.2010   Meldung der Nachrichtenagentur afp

PROTEST GEGEN AUSBEUTUNG
Sie verdienen 19 Euro pro Monat und stellen Kleidung für den Westen her: In Bangladesch arbeiten 2,5 Millionen Menschen in Textilfabriken. In der Hauptstadt Dhaka kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen – obwohl die Regierung den Mindestlohn erhöhen will.

Dhaka – In Bangladesch haben Tausende Textilarbeiterinnen gegen die Ausbeutung durch die Fabrikbesitzer demonstriert. Bei den Kundgebungen in der Hauptstadt Dhaka kam es laut Polizei zu Gewaltausbrüchen. Demonstranten plünderten, sie warfen Scheiben ein und setzten Geschäfte in Brand.
Bereits seit Monaten gehen in Bangladesch Menschen auf die Straße, um für höhere Löhne zu kämpfen. Rund 2,5 Millionen Menschen arbeiten in den Textilfabriken des südasiatischen Landes. Wegen der extrem niedrigen Löhne lassen dort auch zahlreiche internationale Bekleidungsfirmen produzieren – etwa der Jeans-Hersteller Levi Strauss, die Kette H&M und der Textildiscounter Kik.
Am Freitag blockierten nach Polizeiangaben Demonstranten die wichtigste Verbindungsstraße in Dhaka. Einige warfen mit Steinen. Rund 5000 Menschen protestierten im Bezirk Gulshan in Dhaka, wo viele Diplomaten und ausländische Hilfsorganisationen ihre Büros haben. Einige Demonstranten hätten dort zudem Autos angezündet und Geschäfte geplündert, erklärte die Polizei. Demnach waren hunderte Beamte im Einsatz, die mit Tränengas und Schlagstöcken gegen die Menge vorgingen.
Die Regierung hatte am Dienstag angekündigt, den Mindestlohn für die Arbeiter anzuheben. Bislang galt in Bangladesch der niedrigste Industrielohn weltweit: Knapp 1700 Taka (etwa 19 Euro) verdienten die Arbeiterinnen damit bislang pro Monat, nun sollen es 3000 Taka (etwa 34 Euro) sein.
Die Arbeiterinnen hatten jedoch eine Erhöhung auf 5000 Taka im Monat verlangt. Die Gewerkschaften der Textilarbeiter_innen wiesen den Mindestlohn am Freitag als zu niedrig zurück: „Die Regierung hat nur getan, was die Textilfabrik-Besitzer wollen“, sagte die Chefin der Textilarbeitergewerkschaft, Mosherafa Mishu.

H&M: T O D-schicke Kleidung

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Hintergrund zum Streik

BANGLADESCH:  Der Streik der Textilarbeiterinnen (2010)
Die angekündigte Anhebung des Mindestlohns reicht nicht zum Leben.

Seitdem die Textilarbeiterinnen in China und in anderen süd- und ostasiatischen Ländern in erfolgreichen Arbeitskämpfen beträchtliche Lohnsteigerungen erzielen konnten, bevorzugen die internationalen Textilkonzerne ganz besonders Bangladesch, eines der ärmsten Länder der Welt, das Billiglohnland par excellence.

Im Sommer 2010 gab es in der Textilindustrie in Bangladesch schwere Auseinandersetzungen. In einem beispiellosen Massenstreik begehrten mehrere Hunderttausend Textilarbeiter_innen gegen Niedriglöhne und heftige Preissteigerungen für Lebensmittel auf und erschütterten das Land.

Auftakt der Streikaktionen war der Generalstreik Mitte Juli in der Bekleidungsindustrie, der die Hauptstadt Dhaka komplett lahm legte. Unmittelbarer Anlass waren Preissteigerungen für Grundnahrungsmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Angesichts der erbärmlichen Löhne war ein Überleben kaum noch gesichert. Der durchschnittliche Lohn betrug 21 Euro im Monat, Ökonomen sagen, dass das Vierfache erforderlich ist zum Überleben in Bangladesch.

Die Polizei griff die Streikenden massiv an, sie beendete die Streiks gewaltsam und zwang die Frauen zurück an die Arbeit. Aber die Regierung musste einen höheren Mindestlohn ankündigen. Mit 34 Euro monatlich blieb die Regierung deutlich unterhalb der Forderung der Streikenden.

Deshalb setzten die Streikenden ihre Aktionen fort, sie demonstrierten, bauten Barrikaden und Straßensperren und zündeten Autos an, wobei es zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei kam. Die Medien stellten sich hinter Regierung und Textilfabrikanten und denunzierten die Textilarbeiterinnen als „Randalierer“. Über die Gewaltexzesse der Polizei berichteten sie nicht.

Die Textilfabrikanten forderten eine Verschiebung der von der Regierung angekündigten Lohnerhöhung um vier Monate und drohten mit einer Verlagerung ihrer Fabriken in andere Länder. Sie schlossen 250 Fabriken und forderten die Unterstützung der Polizei an, um Fabrikbesetzungen zu verhindern und den Streik niederzuschlagen. Bei den darauf folgenden Auseinandersetzungen ging die Polizei äußerst brutal gegen die streikenden Frauen vor, sie verletzten über 1000 Arbeiterinnen. Unter ihnen waren auch Kinder und Jugendliche.

Zeitgleich erklärten die Unternehmensverbände, dass sie auf gar keinen Fall einer Lohnerhöhung zustimmen würden, die über die von der Regierung zugesicherten 34 Euro monatlich hinausginge. Es sei Aufgabe der Regierung, Ruhe und Ordnung und Arbeitsdisziplin wieder herzustellen.

Die Regierung Bangladeschs verfolgt eine Doppelstrategie: auf der einen Seite brutale Angriffe und Misshandlungen der streikenden Frauen und auf der anderen Seite Stärkung der regierungsnahen Gewerkschaften, die die von der Regierung angekündigte nicht existenzsichernde Lohnerhöhung akzeptieren. Die meisten Gewerkschaften in Bangladesh sind aber illegal und gezwungen, konspirativ zu agieren.

Im Laufe der Auseinandersetzungen wurden über 4000 Arbeiter_innen verhaftet, es gab Repressalien und Hausdurchsuchungen gegen alle, die die Textilarbeiter_innen unterstützen.
Die Regierung schickte das „Rapid Action Battalion“, eine paramilitärische Eliteeinheit, in den Einsatz gegen die Frauen. Doch die Repressionswelle führte zu weiteren Protestdemonstrationen. Unter anderem besetzten 4000 Textilarbeiter_innen vier Stunden die Autobahn zwischen Dhaka und Sylhet.

Sie fordern die Freilassung der Inhaftierten, den Rückzug der Schlägertrupps der Textilfabrikanten aus den Fabriken, einen 8-Stunden Tag statt 11 und mehr Stunden unmenschliche Arbeitszeit und ein Ende der Verhaftungen und Gewaltmaßnahmen des Staates.

Dagegen kündigte das Innenministerium an, gegen alle, die an den Demonstrationen und Unruhen des letzten Sommers beteiligt waren,  mit aller Härte vorzugehen.

Das Interesse der Textilunternehmen an der gewaltsamen Niederschlagung der Streiks ist riesig, ihre Verluste durch den Stillstand der Produktion sind für sie drastisch, sie drohen immer wieder mit dem Abzug der Produktionsstätten in andere Länder. Die Regierung tut alles, damit die bisherigen Kämpfe sich nicht zu einem Flächenbrand ausweiten. Die Textilindustrie ist wichtigster Industriezweig in Bangladesch. Die Mehrheit der 3,5 Millionen Arbeitenden in der Textilindustrie sind Frauen.

Die global agierenden internationalen Textil- und Bekleidungs-Konzerne sind stets auf der Suche nach immer neuen Niedriglohnländern. Seit einigen Jahren konzentrieren sie sich auf Bangladesch als Produktionsstandort, nachdem sie in Ländern wie China, den Philippinen und Indonesien verstärkt mit Widerstand gegen Niedriglöhne und extrem schlechte Arbeitsbedingungen konfrontiert waren.

H&M: T O D-schicke Kleidung

H&M und andere lassen durch in Bangladesh ansässige Firmen für sich produzieren, dabei sollen die extremen Arbeitsbedingungen der bengalischen Textilarbeiterinnen  im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit hier bewusst und geschickt ausgeblendet werden. Erst die großen Straßenschlachten der Streikenden im Sommer 2010 gegen ihre mörderischen Arbeits- und Lebensbedingungen durchbrachen die Mauern des Schweigens und des Desinteresses.

T O D-schicke Kleidung: H&M

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